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Action Mental Fit

"LIVE BETTER, LOVE BETTER, STRIVE HARDER, BE BOLDER, DANCE LONGER, EXPLORE FURTHER, QUESTION DEEPER, DREAM BIGGER, CLIMB HIGHER, SEEK GREATER. LIFE STRONG!"

I´m not a survivor,
I´m a WARRIOR

Ich überlegte sehr lange, ob ich diesen persönlichen Beitrag überhaupt veröffentlichen soll. Aber da uns das Thema Krankheiten und Krebs vermutlich mindestens einmal im Leben alle irgendwie betreffen wird, sehe ich es als Pflicht über dies auch zu schreiben. Viele von uns denken bei dem Word Krebs gleich an Sterben, Chemotherapie, Bestrahlung… Aber wie bei vielen anderen Krankheiten – machmal gewinnst du, manchmal verlierst du. Und je weniger die Krankheit stigmatisiert wird, desto mehr können wir sie mit Stärke und Wissen konfrontieren, anstatt mit Angst. Wobei es bei meinem Beitrag weniger um die Krankheit geht, sondern mehr darüber Entscheidungen zu treffen.

Die Nachrichten

02.05.2019
Das Leben ist ein auf und ab. Und wir alle wissen, dass das „Ab“ egal in welcher Form immer wieder kommt. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Dank dem Sport habe ich gelernt im Jetzt zu leben, sich keine große Gedanken über „was kann alles passieren“ zu machen. Wenn es kommt, kommt es und du musst damit fertig werden!

Es ist Donnerstag Morgen und ich bin schon um 7:30 im Einsatz – Personal Training für eine Familie in Pforzheim. Ich bin voll mit Energie und freue mich auf den Tag. Pünktlich 8:00 Uhr klingelt mein Handy. Ich möchte mich auf meine Klienten konzentrieren und schalte auf Flugmodus.

Erst in der Pause sehe ich 4 verpasste Anrufe der gleichen Nummer – meine Frauenärztin! Man musste nicht lange nachdenken worum es geht. „Kommen Sie bitte noch heute bei uns vorbei!“

Nach der Ankunft in der Praxis, werde ich direkt zur Ärztin gebeten.

Sie ist als Ärztin einfach nur grandios. Ich habe schon sehr viele Ärzte in meinem Leben kennengelernt, aber jemanden wie sie noch nie. Sehr ehrlich und kompromisslos, kurz gesagt nichts für schwache Nerven. Aber für ihre Patienten gibt sie definitiv alles. Dabei vergisst sie sich oft selbst. Sie ist nicht nur eine Ärztin, sie ist eine Changerin und Entscheiderin. Täglich übernimmt sie die Verantwortungen für ihre Handlungen und Empfehlungen. Entscheidungen über Leben und Tod. Ohne sie hätte ich nicht meinen Sohn Sam bekommen und würde vermutlich in einigen Monaten ums Überleben kämpfen. Mein HPV-Tests ist positiv. Um jegliche Zweifel auszuschließen, entscheiden wir uns für eine ambulante OP um mehrere Proben zu gewinnen und eventuell das befallene Gewebe zu entfernen.

Ich will bereits vor der OP alle Mögliche Szenarien wissen. „Ein Karzinom entsteht so schnell. Es dauert normalerweise Jahrelang. Sie müssen sich keine Gedanken machen, Frau Luft. In meiner Jahrelangen Praxis, hatte ich nur einen einzigen Fall,“ beruhigt mich die operierende Ärztin.

Wir Sportler denken oft, dass wir stark, unsterblich und unbesiegbar sind. Ich lebe gesund, rauche nicht, trinke ich nicht, esse gesund. Aus gesundheitlicher Sicht mache ich alles richtig. Aber Krebs unterscheidet nicht.

Ich muss wieder mein Mindset polieren

02.07.2019 18:23 Uhr:
meine Frauenärztin ruft an. Meine Hände zittern und ich kenne die Antwort bevor sie das ausspricht. Das Wort ist da: Krebs, Karzinom. Außergewöhnlich aggressiv und schnell wachsend. Ich fühle mich von meinem Körper verraten. Zwar ist man nach dem Eingriff als „geheilt“ eingestuft. Aber es fühlt sich nicht so an und ich habe Zweifel, ob ich alles Notwendiges getan habe.

Was nun. Erst beruhigen und spätestens morgen in den „Krieg“ ziehen. So lange du atmest kämpfst du. Punkt. Fitness ist mein ganzes Leben. Ich habe vor mehreren Jahren angefangen zu unterrichten und zu coachen. Ich hatte immer das Glück, das zu tun, was ich liebe, und Kurse voller Menschen mit eigenen Programmen zu unterrichten. Fitness ist mehr als nur Arbeit an Bizeps und Beinen, es stärkt deinen Geist. Aber ich habe mich immer gefragt, was passiert, wenn mir etwas passiert? Hätte ich die Kraft zu unterrichten?

Nach der Diagnose war ich wütend und traurig. Nach einer Woche, dachte ich, bin ich ein Krieger, nicht der Überlebende – ich muss meine geheimen Waffen und meine innere Stärke herausholen.

Ich wusste, dass ich weiter unterrichten musste, deshalb erzählte ich nur meiner Familie und ein paar engen Freunden von meiner Diagnose. Ich wollte nie meinen sicheren Ort betreten, das Fitnessstudio. Den Ort, an dem ich anderen befehle, stark zu sein, und selbst zerbrechlich bin.

In den nächsten Wochen zwischen Diagnose und Operation war ich wie ein Gladiator, der jedes Mal, wenn ich Unterricht gab oder die Ärztepraxis betrat, ins Kolosseum ging.

Die Macht und die Ungewissheit einer Entscheidung

04.10.2019
Ist das die richtige Entscheidung? Werde ich die später bereuen? Soll ich mit der Entscheidung warten? Und was ist mit den möglichen Komplikationen? Sam bleibt ein Einzelkind, auch wenn ich mir das zweite Kind eigentlich gewünscht habe. Nur zu lange mit der Entscheidung gewartet habe. Wie so oft. Entscheidungen nach hinten schieben, warten und hoffen. Und dann trifft das Leben oder andere die Entscheidungen für dich. Das sind meine Gedanken bei der OP Vorbereitungen.

Jede bewusste Entscheidung, bringt Änderungen mit sich. Und dabei ist es egal, ob die Entscheidung richtig oder falsch ist. Das wichtigste - Entscheidungen so schnell wie möglich selber zu treffen und mit ihren Konsequenzen zu leben.

Wie sich unsere Leben kreuzen - Sabine

Wir alle warten und hoffen manchmal auf Wunder. Und sie geschehen wirklich! Auch wenn wir sie manchmal gar nicht richtig wahrnehmen oder sie nicht erkennen. Die Wunder sind manchmal so klein, so unauffällig, dass sie fast wie eine Normalität für uns geworden sind oder dass wir sie gar nicht wahrnehmen. Wie die Nachricht einer meiner Freundin. Sabine. Wir waren nie die besten Freundinnen oder so. Aber das haben wir auch nie gebraucht. Unsere Bindung war irgendwie immer da, einzigartig und auch schwer zu beschreiben. Monate sogar Jahre haben wir uns nicht geschrieben, uns nicht gesehen. Aber sie ist immer auf bestimmte Weise bei mir. Ich denke sehr oft an sie, wie es ihr geht. Sabine führte sehr lange und ohne großes Tamtam einen „Krieg“. Einen „Krieg“ um ihren eigenen Körper und ihr Leben. Egal wann wir uns gesehen haben oder uns geschrieben, sie war so glücklich und ihre Ausstrahlung hat immer alle anderen in den Schatten gestellt. Wir haben kaum über den „Krieg“ gesprochen. Nur über das Leben und unsere Pläne. Rad, Spinning und Sport waren unsere große Leidenschaft. Das letzte persönliche Treffen hatten wir am 23.09.2016.
Sabine
02.05.2019
Das Leben ist ein auf und ab. Und wir alle wissen, dass das „Ab“ egal in welcher Form immer wieder kommt. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Dank dem Sport habe ich gelernt im Jetzt zu leben, sich keine große Gedanken über „was kann alles passieren“ zu machen. Wenn es kommt, kommt es und du musst damit fertig werden!

Es ist Donnerstag Morgen und ich bin schon um 7:30 im Einsatz – Personal Training für eine Familie in Pforzheim. Ich bin voll mit Energie und freue mich auf den Tag. Pünktlich 8:00 Uhr klingelt mein Handy. Ich möchte mich auf meine Klienten konzentrieren und schalte auf Flugmodus.

Erst in der Pause sehe ich 4 verpasste Anrufe der gleichen Nummer – meine Frauenärztin! Man musste nicht lange nachdenken worum es geht. „Kommen Sie bitte noch heute bei uns vorbei!“

Nach der Ankunft in der Praxis, werde ich direkt zur Ärztin gebeten.

Sie ist als Ärztin einfach nur grandios. Ich habe schon sehr viele Ärzte in meinem Leben kennengelernt, aber jemanden wie sie noch nie. Sehr ehrlich und kompromisslos, kurz gesagt nichts für schwache Nerven. Aber für ihre Patienten gibt sie definitiv alles. Dabei vergisst sie sich oft selbst. Sie ist nicht nur eine Ärztin, sie ist eine Changerin und Entscheiderin. Täglich übernimmt sie die Verantwortungen für ihre Handlungen und Empfehlungen. Entscheidungen über Leben und Tod. Ohne sie hätte ich nicht meinen Sohn Sam bekommen und würde vermutlich in einigen Monaten ums Überleben kämpfen. Mein HPV-Tests ist positiv. Um jegliche Zweifel auszuschließen, entscheiden wir uns für eine ambulante OP um mehrere Proben zu gewinnen und eventuell das befallene Gewebe zu entfernen.

Ich will bereits vor der OP alle Mögliche Szenarien wissen. „Ein Karzinom entsteht so schnell. Es dauert normalerweise Jahrelang. Sie müssen sich keine Gedanken machen, Frau Luft. In meiner Jahrelangen Praxis, hatte ich nur einen einzigen Fall,“ beruhigt mich die operierende Ärztin.

Das was sie sagt ist real, nicht auf einem Plakat oder irgendwo im Buch. „Lebe“ „Verschiebe nichts auf Morgen“ Sie gibt mir einen Rat: „Leg ein bisschen deine Tapferkeit weg. Dein Schutzschild.“ „Ja, aber...“ schon als ich das ausgesprochen habe, weiß ich, dass sie Recht hat. „Mach einfach ein Strich darunter und lass es auf dich wirken.“

Wir verabredeten uns für Montag, um die gleiche Zeit.

Nachmittag spüre ich das Bedürfnis Sabine noch eine Nachricht zu schicken:
„Danke für deine Zeit!
Danke für deine wunderschöne Worte!
Danke, dass du mich an deinem Leben teilnehmen lässt!
Und bis Montag mit zwei Packungen Taschentücher.“

Wir alle wollen stark, tapfer und bereit sein dafür was kommt. Werden wir aber nie.

13.10. 2019
Was für ein wunderschönen Tag und gleichzeitig was für ein traurigen Tag. Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen. Nicht von Schmerzen, nicht von dem schlechten Bett. Es gab keine richtiges Warum. Ich bin mit meiner Familie für eine Nacht im Schwarzwald, sich auszuruhen, Kräfte sammeln.

Und dann drehe ich mein Handy. Nachricht von der Sabine. In der Wirklichkeit ist die Nachricht von Christian: „Hallo Lucie, Sabine ist heute um 14 Uhr eingeschlafen. Morgen machen wir um 15.45 Uhr eine kleine Trauerfeier im Hospiz. Liebe Grüße Christian“

Ich lese die Nachricht noch einmal, bis ich sie wirklich verstehe. Sabine ist weggegangen. Sam versteht mit seinen 3,5 Jahre noch nicht, warum ich plötzlich so weine. „Du musst nicht weinen, Mama.“ „Doch Sam und es ist ok.“ Im unseren Zimmer mischt sich das Kinderlachen mit der tiefsten Traurigkeit. Dabei geht gerade die Sonne über die wunderschön verfärbten Bäumte des Schwarzwalds auf. Auf Facebook steht automatisch meine Erinnerung vor 6 Jahren. Und da steht ein Foto von mir und Sabine!!! Gibt es Zufälle? Für mich nicht.

An der ganzen Situation hat mich auch der Umgang mit dem Tod und Sterben überrascht. Immer diese positive Sätze und Sprüche. Was soll das?! Weil wir, wie so oft, die Wahrheit nicht hören wollen. Was sicher nicht sehr angenehm ist. Wir stellen uns Sterben lieber so vor, wie wir es aus Filmen kennen, das ist sicherer. Sterben wird in Filmen und in den Medien fürchterlich romantisiert. Meine Freundin hat es auf dem Punkt gebracht: „Es ist schrecklich.“ Und genau so ist es. Sabine war zu jung um zu sterben. Sie hatte so viel vor. Sie wollte noch nicht gehen! Sie wollte kämpfen – für sich und für Christian. Und sie hatte Angst. Was erwartet sie dort auf der anderen Seite. So eine Tatsache macht mich sehr traurig.

Fitness und Sport hat uns nicht geschützt, Krebs zu bekommen.

Sport hat Sabine zwar das Leben nicht gerettet.

Ich glaube aber immer noch, dass die Bewegung der Weg zu einem besseren Leben ist.

Und wie würde Sabine sagen: „When you got some lemon from life ask for tequila and salt.„